Streit um Wohnungsbau in Lindenberg

In meinem Artikel vom 26.11.2023 rief ich zum Besuch der Informationsveranstaltung am 12.12.2023 in der Grundschule Lindenberg auf. Über 100 Teilnehmer waren vor Ort. Viele wollten sich über das Vorhaben informieren, Andere wollten Ihre Bedenken äußern. Für all diejenigen, welche nicht selbst dabei sein konnten, möchte ich hier das Geschehene möglichst kurz und neutral wiedergeben und einen Überblick über die vorgetragenen Bedenken und aber auch Bedürfnisse der Teilnehmer zu geben.

Gegenstand der Veranstaltung ist das Vorhaben der beiden Unternehmer Thomas Winter und Wolfgang Lackeit an der Birkholzer Allee(zwischen Ahrensfelder Straße und Neu-Lindenberg). Dort soll nach deren Plänen auf einer 8 Hektar großen Fläche ein Projekt zum Wohnungsbau umgesetzt werden. Ziel der Investoren ist es 65 Einfamilienhäuser und ca. 100 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zu bauen. Dieselben Bauherren haben bereits am Lindenberger Ring ein Projekt mit 9 Mehrfamilienhäusern umgesetzt.

Wie wahrscheinlich bereits jeder Einwohner unserer Gemeinde mitbekommen hat, gibt es auch Gegner dieses Wohnungsbauvorhabens. Die lautstärksten Kritiker des Projektes sind die Wählergemeinschaft Bürger für Ahrensfelde und die BVB/Freie Wähler. Schon im Vorfeld der Informationsveranstaltung verteilte man Flyer, in denen vor „viergeschossigen Häusern“ und dem Bebauen von „blühenden Landschaften“ gewarnt wurde. Ferner verwies man auf aktuell bereits laufende bzw. bereits beschlossene Bauvorhaben in der Gemeinde (Kirschenallee, Ulmenallee und Kaufpark Eiche). Deren Hauptforderung ist es, erst die Lebensbedingungen der aktuellen Einwohner zu verbessern, bevor man Wohnungen für weitere Einwohner baut. Die geschilderten Probleme gehen vom Verlust von Frischluftschneisen über befürchtete Probleme bei der Wasserversorgung bis hin zu langen Schlangen an den Supermarktkassen. Man fürchtet, dass das dörfliche Ahrensfelde mehr und mehr zur Stadt werde. Statt weiterer Wohnungen möchte man auf der geplanten Ackerfläche lieber Geschäfte, Restaurants und Arztpraxen ansiedeln. Konkrete Ideen zur erfolgreichen Umsetzung dieser Wünsche sind mir bisher nicht bekannt.

Doch neben den Kritikern des Projektes (welche vornehmlich aus anderen Ortsteilen kommen) gibt es auch Stimmen von Einwohnern Lindenbergs. So erklärt ein 18-Jähriger, dass er seine Ausbildung bei der Bundespolizei in Blumberg absolvieren möchte, aber aktuell keine Möglichkeit für eigenen Wohnraum in der Gemeinde sieht. Er schildert, dass er Verständnis für die alteingesessenen Einwohner der Gemeinde habe, welche keinerlei Veränderung haben wollen und sich den gegenwärtigen Zustand auf Dauer sichern wollen. Er bittet aber auch um Verständnis dafür, dass er nicht ewig bei seinen Eltern leben möchte oder dazu gezwungen werden möchte, nach Marzahn zu ziehen, „wo die Häuser aussehen wie Scheiße“.

Versöhnliche Töne kommen von einem Vertreter eines Ahrensfelder Sportvereins. Er weist darauf hin, dass viele Vereinsmitglieder keine Wohnung in der Nähe finden. Der aktuelle Bedarf an Wohnraum bestünde eben nicht nur in Form von Einfamilienwohnungen, sondern besteht vielmehr auch in Form von Single-Haushalten. Wohnraum für diese Bevölkerungsgruppen sei ebenso wichtig und es gebe kaum entsprechende Angebote. Er fordert die Wohnungsbaukritiker der Gemeinde daher zum Dialog und zur Kompromissbereitschaft auf.

Diese Ausführungen ergänzt Herr Meuschke (Ortsvorsteher Lindenbergs), indem er darauf hinweist, dass das Problem des fehlenden Wohnraums nicht nur die örtliche Jugend und Sportler betreffe. Es betreffe ja nicht nur die Jugend und die Sportler, sondern auch die Mitarbeiter der Gemeindemitarbeiter, der Kindertagesstätten, etc. . Die derzeitige Situation am Wohnungsmarkt zwinge Senioren regelrecht dazu in ihren großen Häusern wohnen zu bleiben, da es an alternativem „altersgerechten“ Wohnraum fehle. Diesen Punkt bestätigt auch Herr Ziemer von der Volkssolidarität. Er betont, dass ohne entsprechende Altenheime, Sozialeinrichtungen oder Angebote für betreutes Wohnen den Senioren über Kurz oder Lang nur ein Umzug nach Berlin oder Bernau bliebe.

Diesen Punkt spricht auch der Unternehmer Wolfgang Lackeit an: „Früher wollten die Leute auch nichts anderes. Alle wollten ein eigenes Haus und so wurde gebaut“. Weiter führt er aus: „Wir haben riesige Flächen mit Einfamilienhäusern und dadurch ein Defizit. Die Kinder sind jetzt groß, wollen hier wohnen, finden aber nichts. Und ein eigenes Haus können sie sich nicht leisten.“ Aus diesem Grunde möchten er und sein Projektpartner Thomas Winter nun ein Angebot kleinerer Wohnungen schaffen. Man wolle aber ohne den Bau von „Mietskasernen“ auskommen, um nicht den dörflichen Charakter der Gemeinde völlig zu zerstören. Hierfür sei der „verantwortungsvolle Umgang mit Bauland“ unumgänglich. Viele Bauplaner halten daher mindestens 3-geschossige Bauten für zwingend erforderlich. Er geht auch auf ein von den Gemeindevertreters verfasstes Eckpunktepapier ein. Hier war eine maximale Flächenversiegelung von 30 Prozent gefordert worden, so dass auf den verbleibenden 70 Prozent Grundstücksfläche das Regenwasser versickern könne. Er betont, dass keinerlei Ableitung von Regenwasser geplant sei und man auch dem Wunsch nach für Senioren ausgelegtem Wohnraum nachkommen wolle.

Meiner Meinung nach hat sich das Format der unabhängig moderierten Informationsveranstaltung bewährt. Beide Seiten, Befürworter und Kritiker, konnten Ihre Argumente sachlich vortragen und zu einem Perspektivwechsel beim Gegenüber beitragen. Die unabhängige Moderation hat es weitestgehend geschafft die „Emotionen flach zu halten“ und ohne gegenseitiges Verständnis für die Belange des jeweils Anderen wird auch kein zielführender Interessenausgleich möglich sein. Ich hoffe sehr, dass diese Veranstaltung Beispielcharakter für zukünftige Vorhaben ähnlicher Art hat!

Doch einen einzigen Punkt möchte ich am Ende meines Beitrags noch kritisch anmerken:

Wenn die Bewohner eines Ortsteils und der angrenzenden Ortsteile dazu aufgefordert werden, ihre „Fragen“ zu formulieren, damit diese besprochen und ggf. geklärt werden können, dann sollte diese Möglichkeit auch wirklich ausschließlich hierfür genutzt werden und nicht von politischen Interessenvertretern oder Bürgerinitiativen dazu verwendet werden „Wahlkampf“ oder „Selbstdarstellung“ zu betreiben. Es geht hier um die Einwohner der Gemeinde und deren Anliegen und nicht um persönliche Eitelkeiten!

Für mich bleibt letztlich ein positives Resümee zu ziehen: Man hat dazugelernt, indem man eine größere und deutlich geeignetere Räumlichkeit zu Verfügung stellte und die Veranstaltung zeitlich so plante (18 Uhr), dass es einer möglichst großen Einwohnerzahl möglich war, die 3-stündige Veranstaltung zu besuchen. Durch den Einsatz eines unabhängigen Moderator wurde eine sachliche Informationsmöglichkeit geschaffen.

Stephan Bulicke, Ahrensfelde

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